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Sich einmal wie im Restaurant fühlen

Heute gibt es Maultaschen mit Kartoffelsalat: Ehrenamtliche servieren in Mötzingen GB-Foto: Holom

Dank einer Gruppe von ehrenamtlichen Helferinnen gibt es bereits seit sechs Jahren das Mötzinger Angebot "Urlaub vom Herd". Immer in den Oster- und Herbstferien packen vier Frauen gemeinsam an, um rund 25 älteren Mötzingern ein Essen aufzutischen und eine Plattform für Gespräche zu bieten.

Gegen 11.30 Uhr erwacht das evangelische Gemeindehaus Mötzingen zum Leben. 25 bis 30 ältere  Menschen treffen ein, um gemeinsam zu essen und sich auszutauschen. "Wenn es hier eine solche Veranstaltung gibt, dann sollte man auch kommen", sagt Anne Müller, die von Anfang an mit dabei  ist. Die 81-Jährige schätzt vor allem die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen: "Das ist  wichtig, denn sonst vertrocknet man ja. Das Gehirn muss lebendig bleiben!"


Nicht allein daheimsitzen

Das Format soll es den Teilnehmern ermöglichen, die eigenen vier Wände einmal zu verlassen und Geselligkeit zu erleben. "Es ist eine Woche, wo man nicht allein daheim sitzt", sagt Dorothea Wohlfahrt, Vorsitzende des Bürgernetzwerks. Zudem dürfe man sich in dieser Woche zurücklehnen und den Ser- vice genießen: "Die Gäste können sich wie im Restaurant fühlen." Ins Leben gerufen hatte die Veran- staltung Anneliese Bertsch im Jahr 2013. Anfangs organisiert von der Nachbarschaftshilfe, übernahm das Bürgernetzwerk vor zwei Jahren die Federführung. "Verändert hat sich dadurch vor allem die Kommunikation" erzählt Wohlfahrt. "Die Leute müssen sich jetzt aktiv selber anmelden, früher hat Frau Bertsch viele persönlich angesprochen." Die anfallenden Aufgaben habe man zudem auf mehrere Schultern verteilt. Auch gebe es jetzt einen Fahrdienst für Teilnehmer, die nicht mehr so gut zu Fuß seien, und die Möglichkeit, sich bei starker Einschränkung der Mobilität das Essen nach Hause bringen zu lassen. Während Wohlfahrt für die Organisation verantwortlich zeichnet - den Raum organisiert, das Menü zusammenstellt, die Listen für die Anmeldung vorbereitet und den Fahrdienst organisiert -, übernehmen drei ehrenamtliche Helferinnen die Durchführung der Veranstaltung in den Oster- und Herbstferien. Monika Köhler, Inge Dünnbier und Brigitte Treff kaufen im Vorfeld ein, decken die Tische ein, bereiten das Essen vor, geben es dann aus, spülen nach dem Essen das Geschirr und räumen auf. Das Dessert steuern die Helferinnen und Wohlfahrt abwechselnd bei, die Dekoration
gestaltet Monika Köhler gemeinsam mit ihrem Mann. Beim Essen setzt man auf die Nebringer Metzgerei Weippert, welche die Speisen jeden Tag anliefert. In diesem Jahr standen die Gerichte unter dem Motto "Schwäbische Leib- speisen". Auf Maultaschen mit Kartoffelsalat, Linsen und Spätzle, Schwäbischen Sauerbraten mit Sem- melknödeln und Gaisburger Marsch durften sich die Gäste so freuen. Den Apfelsaft zum Essen spendet alljährlich der Mötzinger Mostkönig Gerhard Müller. Am Freitag kommt zudem Besuch: Mit seiner Gitarre unterhält Uli Trefz die Teilnehmer, stimmt beim Kaffeekränzchen gemeinsam mit ihnen Volkslieder und jahreszeitliches Liedgut an - Wohlfahrt steuert
Schneckennudeln bei. Auch der Bürgermeister lässt sich regelmäßig bei der Aktion blicken.

Die ehrenamtlichen Helferinnen engagieren sich gern für die gute Sache. Inge Dünnbier gefällt das Miteinander, Monika Köhler motiviert vor allem das Feedback der Gäste: "Die Leute freuen sich schon immer darauf." Nun gelte es nur, noch mehr Mötzinger für die Aktion zu begeistern, auch jüngere Teilnehmer zu gewinnen. Zudem will der Generationenwechsel gemeistert werden, man muss der Tatsache gerecht werden, dass Ältere immer aktiver werden, und die Art des Angebots darauf abstimmen. Für Dorothea Wohlfahrt jedenfalls steht fest: "Solche Angebote wie dieses hier werden immer wichtiger." Wohlfahrt selbst sei im Rahmen der Pflege des eigenen Vaters durch das  Bürgernetzwerk sehr entlastet worden, was auch der Grund für ihr Engagement sei: "Es war meine Motivation, um zu sagen: Da arbeite ich mit!" Mitstreiter Ralf Ludewig ergänzt: "Man wird ja auch selbst älter und ist dann froh um Hilfe." Für Köhler, Dünnbier und Trefz jedenfalls steht fest: "Wir machen weiter, solange wir gesund sind."

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